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AutorenbildHanspeter Bäriswyl

Neurodiversität

Verschiedene Interpretationen und Meinungen über dieses Thema



Neurodiversität ist ein Ansatz, der sich mit den Bereichen Lernen und Behinderung befasst und hervorhebt, dass neurologische Verschiedenheiten als Resultat normaler genetischer Variation entstehen.

 



Neurodiversität ist – gemäß dem 2011 an der Syracuse University gehaltenen Nationalsymposium on Neurodiversity – ein Fachbegriff aus einem Konzept, in dem neurobiologische Unterschiede als eine menschliche Disposition unter anderen angesehen und respektiert werden; atypische neurologische Entwicklungen werden als natürliche menschliche Unterschiede eingeordnet. Nachdem das Konzept Menschen jedweden neurologischen Status umfasst, sind alle Menschen als neurodivers zu betrachten, der Begriff Neuro-Minderheit verweist auf Menschen, die als Minderheit nicht neurotypisch sind.

 

Der Begriff Neurodiversität bezieht sich auf die natürlichen Unterschiede im menschlichen Gehirn und Nervensystem, einschließlich der Unterschiede in der Art und Weise, wie Menschen Informationen verarbeiten und mit ihrer Umwelt interagieren. Dieses Konzept hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit erlangt, insbesondere im Hochschulbereich, da immer mehr Menschen, die sich als neurodivergent bezeichnen, Zugang zu akademischen Möglichkeiten und Unterstützung suchen.

 

Was ist eine Neurodiverse Person?

Neurodiversität setzt sich aus den Begriffen „Neuro” (Nerven) und „Diversität” (Vielfalt) zusammen. Darunter versteht man die Annahme und Haltung, dass neurobiologische Unterschiede im Gehirn zur Bandbreite unserer Entwicklung gehören und keine Störung oder Krankheit darstellen.

 

Was fällt alles unter Neurodiversität?

Neurodiversität bedeutet neurologische Vielfalt. Verschiedene sogenannte Entwicklungsstörungen, zu denen unter anderem Autismus, die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts- Störung (ADHS), Dyslexie (vormals Lese-Rechtschreibschwäche) zählen, werden zunehmend als eine Variante von Entwicklung betrachtet.

 

Wie äußert sich Neurodiversität?

Neurodiversität geht davon aus, dass die Gehirne mancher Menschen einfach anders verdrahtet sind. Sie sehen die Welt auf andere Weise und erkennen Muster, die für andere verborgen bleiben. Dieser Unterschied wird Betroffenen oft als Nachteil ausgelegt.

 

Sind alle Menschen neurodivers?

Alle Menschen sind als neurodivers zu betrachten, der Begriff Neuro-Minderheit verweist auf neurodivergente Menschen, die als Minderheit nicht neurotypisch sind.

 

Wann ist man neurodivers?

Was bedeutet neurodivergent? Wenn die kognitiven Gehirnfunktionen eines Menschen von denjenigen abweichen, welche die Gesellschaft als innerhalb der Norm liegend (also als «normal» oder «neurotypisch») definiert, dann wird dieser Mensch als neurodivergent bezeichnet.

 

Ist hochsensibel neurodivers?

Neurodiversität umfasst nicht nur neurologische Unterschiede wie Autismus und ADHS, sondern bezieht heute verstärkt auch Hochbegabung und Hochsensibilität mit ein.

 

Wie viel Prozent der Menschen sind neurodivers?

Etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind neurodivers. Sie werden oft vor allem mit ihren Schwächen wahrgenommen.

 

Wie denken Neurotypische Menschen?

Neurotypische sind besser in sozialen Situationen, haben eine etwas höhere emotionale Intelligenz und kognitive Flexibilität. Bei ihren Bedürfnissen neigen sie zur Gleichförmigkeit, sind leicht ablenkbar, von ihrem Gefühl überwältigt, zwanghaft sozial und sie neigen zu Defiziten in der Aufmerksamkeit für Details.

 

Welche Neurodivergenten gibt es?

Bedeutung. Eine Person, die den Begriff (mit)prägte, listete folgende Beispiele für Neurodivergenzen: Autismus, ADHS, Lernschwierigkeiten, Epilepsie, psychische Erkrankungen, Multiple Sklerose, Parkinson, Apraxie, Cerebralparese, Dyspraxie, und Menschen „ohne Diagnose, aber mit irgendwie wackeliger Lateralisation“.

 

Wie verhalten sich Neurotypische Menschen?

Der Begriff bezieht sich auf Personen mit Stimmungsstörungen, Angststörungen, dissoziativen Störungen, psychotischen Störungen, Persönlichkeitsstörungen, neurologischen Entwicklungsstörungen und Essstörungen.

 

Ist Depression Neurodiversität?

Menschen mit AD(H)S haben ein höheres Risiko, an Angststörungen, Depressionen und Co. zu erkranken. Diese sogenannten Komorbiditäten können bei Neurodiversität auftreten, müssen es aber nicht.

 

Ist ADHS Neurodiversität?

Als neurodivers werden folgende bezeichnet: ADHSASS (Autismus-Spektrums Störung) Dyslexie (LRS / Lese-Rechtschreibstörung / Legasthenie)

 

Bin ich Neurodivergent?

Neurodivergent bezieht sich auf neurologisch abweichend von typisch. Das ist ALLES. Ich bin mehrfach neurodivergent: Ich bin Autist, Epileptiker, habe PTBS, habe Clusterkopfschmerzen und eine Chiari-Fehlbildung. Neurodivergent bedeutet einfach, dass das Gehirn abweicht.

 

Geschichte

Der Neologismus Neurodiversität entstand in den späten 1990er-Jahren als Kritik an der vorherrschenden Meinung, neurologische Diversität sei inhärent pathologisch. Er hat seinen Ursprung in der Neurodiversitätsbewegung und stammt aus den 1990er-Jahren. Sein Ursprung wird Judy Singer zugeschrieben, einer australischen Sozialwissenschaftlerin, die zu Autismus forscht und diese Begriffsbildung in Zusammenhang mit einem neuen neurologischen Selbstbewusstsein setzt.


Einige Autoren schreiben den Begriff auch der früheren Arbeit des Autisten Vertreters Jim Sinclair zu, der einer der Hauptorganisatoren der frühen internationalen Onlinegemeinschaft von Autisten war. Sinclairs 1993 gehaltene Rede „Trauert nicht um uns“ erwähnte, dass manche Eltern die Autismus Diagnose ihres Kindes als eines „der traumatischsten Dinge, die ihnen je passiert seien“, beschrieben. Sinclair (welcher erst im Alter von 12 Jahren zu sprechen begann) zielte auf diese gemeinsame Trauer der Eltern, indem er sie bat, die Perspektive der Autisten selbst einzunehmen: „Es ist kein normales Kind hinter dem Autismus versteckt. Autismus ist eine Art des Seins. Er ist beständig; er färbt jede Erfahrung, jede Wahrnehmung, jeden Gedanken, jedes Gefühl und jede Begegnung, jeden Teil einer Existenz.“


In einem Artikel der New York Times vom 30. Juni 1997 benutzte Blume den Begriff Neurodiversität nicht, aber er formulierte die Grundidee mit der Umschreibung „neurologischer Pluralismus“. 

„Auch wenn sie versuchen sich mit einer NT neurotypisch-dominierten Welt auseinanderzusetzen, sind Autisten weder bereit noch in der Lage ihre eigene Lebensweise aufzugeben. Anstelle dessen schlagen sie eine neue Lebenskultur vor, eine den neurologischen Pluralismus betont. Neurotypisch zu sein ist nur eine von vielen neuronalen Möglichkeiten – die dominante, aber nicht unbedingt die beste, so der Konsens aus den Internetforen und Websites, in denen sich Autisten versammeln.“

Neurodiversität kann genauso entscheidend für die menschliche Spezies sein, wie es die Biodiversität für das Leben im Allgemeinen ist. Wer kann vorhersagen, welche Art der Vernetzung sich als die Beste für einen bestimmten Moment herausstellen wird? Für die Kybernetik und Computerkultur zum Beispiel könnte sich so etwas wie eine autistische Gesinnung günstig auswirken.“


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Eine Studie von 2009 von Edward Griffin und David Pollak teilte 27 Studierende (mit Autismus, Dyslexie, entwicklungsbedingter Koordinationsstörung, ADHS oder Schlaganfall) in zwei Kategorien von Selbstbildern ein: zum einen eine Unterschieds-Perspektive – unter der Neurodiversität als ein Unterschied angesehen wurde, der Stärken und Schwächen beinhaltet; zum anderen eine 'medizinische/Defizit-Perspektive – unter der Neurodiversität als eine nachteilige medizinische Kondition angesehen wurde. Griffin und Pollack fanden heraus, dass zwar alle Studierenden gleichermaßen schwierige schulische Werdegänge schilderten – bedingt durch Exklusion, Missbrauch und Mobbing; doch zeigten diejenigen, die sich selbst aus einer ‚Unterschieds-Perspektive‘ sahen (41 % der Studierenden), „ein höheres akademisches Selbstbewusstsein und Zutrauen in ihre Fähigkeiten und viele (73 %) drückten ernstzunehmende Karriereambitionen mit positiven und klaren Zielen aus.“ Viele der Studierenden berichteten, dass sie diese Sichtweise durch den Kontakt mit Fürsprechern der Neurodiversitätsbewegung in Onlinehilfegruppen gewonnen hatten.


Zum 15. Weltkongress von Inclusion International (2010) wurde das Konzept der Neurodiversität in Zusammenhang mit dem Sozialen Behinderungsmodell gebracht. Soziale Bedingungen werden dabei ins Zentrum der Betrachtung und Forschung gerückt, an der jeder einzelne Mensch teilnimmt. Neurodiversität und Beeinträchtigung werden ebenfalls als Thema behandelt. Laut Kongressaussagen geht es hierbei um die Anerkennung der Verschiedenheit des biologischen Hintergrundes, der sich aus dem neuen Wissen zu seltenen Formen der Neurodiversität ergibt. Dies stellt auch einen Schritt weg von der „Beschuldigung der Mütter“ beziehungsweise von Kühlschrankmutter-Theorien des 20. Jahrhunderts dar.

Laut Pier Jaarsma (2011) ist Neurodiversität ein kontroverses Konzept, das „atypische neurologische Entwicklungen als normale menschliche Unterschiede betrachtet.“ Diese Unterschiede können nach dem National Symposium on Neurodiversity solche beinhalten, die mit DyspraxieDyslexieAufmerksamkeitsdefizit-/HyperaktivitätsstörungDyskalkulie, Autismusspektrum, Tourette-Syndrom und anders bezeichnet werden.


Nick Walker sagte 2012, dass es so etwas wie ein „neurodiverses Individuum“ nicht gäbe, weil das Konzept der Neurodiversität alle Menschen jedweden neurologischen Status umfasse. Demnach seien alle Menschen neuro-divers. Walker findet, der Begriff Neuro-Minderheit sei „ein gutes, nicht pathologisches Wort, um auf eine Minderheit von Menschen zu verweisen, die nicht neurotypisch sind.“ Er sagte auch, dass Menschen mit anderem neurologischen Stil „marginalisiert und schlecht in der dominanten Kultur aufgehoben“ seien. Walker schlägt vor, zwischen Neurodiversität als einem übergreifenden Konstrukt und dem Paradigma der Neurodiversität zu unterscheiden – dem „Verständnis von Neurodiversität als eine natürliche Form der menschlichen Diversität, die derselben gesellschaftlichen Dynamik unterliegt wie andere Formen der Diversität.“


Für Georg Theunissen (2015) ist Neurodiversität ein Konzept, von dem profitiert werden kann, da es ermöglicht, Stigmata und eine Definition über Defizite abzulegen. Es handelt sich in dieser Sichtweise eher um Andersartigkeit, die mit Fähigkeiten und Möglichkeiten verbunden ist. Eine Behinderung kann ohne eine eingeschränkte Sicht verhindert oder zumindest verringert werden.

Die amerikanische Selbsthilfeorganisation ASAN (Autistic Self Advocacy Network) lehnt – ganz im Sinne der Neurodiversitätsbewegung – defizitorientierte Begriffe wie „Autismus“ oder „Störung“ ab und plädiert stattdessen für personenbezogene Begriffe wie „Autist“. Sie fordert eine Veränderung der aktuellen Begriffsverwendung, in der Hoffnung somit ein gesellschaftliches Umdenken – weg von einer defizitären Sichtweise – zu fördern.


In Bezug zu Autismus ist die im Buch von Nick Walker The real experts beschriebene Definition in verschiedene Sprachen übersetzt worden und wird international verwendet.

„Autismus ist eine genetisch bedingte menschliche neurologische Variante. Autismus ist ein Entwicklungsphänomen, was bedeutet, dass es im Mutterleib beginnt, angeboren ist und während der gesamten Lebensdauer einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung auf verschiedenen Ebenen hat. Autismus verursacht charakteristische, untypische Arten des Denkens, der Bewegung, der Interaktion sowie der sensorischen und kognitiven Verarbeitung.“


„Das Intensiv-Welt-Syndrom deutet darauf hin, dass Autisten aufgrund der stark überdurchschnittlichen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen Menschen mit bemerkenswerten und herausragenden Fähigkeiten sind. … Es kann gut sein, dass sie sich unter erfolgreichen Behandlungsweisen zu hoch begabten Individuen entwickeln.“

Diese Bilder beeinflussen die Persönlichkeitsentwicklung und kulturelle Veränderung. Die Unterteilung in „Neurodiversitäten“ als verschiedene Neurotypen kann sich in verschiedenen Aspekten auf die Gesellschaft auswirken.


Studien aus dem Jahr 2014 stellen Hypothesen zur Entstehung autistischer Gehirne auf. Es gilt als sicher, dass Unterschiede zu neurotypischen Gehirnen ab sehr frühem Alter existieren. Die Verschiedenheit in der Entwicklung wird kontrovers diskutiert im Hinblick auf Reaktionen darauf. Die Tendenzen gehen in die Beibehaltung des medizinischen Modells sowie der Bestrebung in Richtung des sozialen Modells von Behinderung. Die Bewertung der Erkenntnisse und die Schlussfolgerungen daraus unterscheiden sich drastisch.


Ob sich die Menschen mit Neurodiversität identifizieren, ist verschieden. Es ist zu beobachten, dass diese Neuro-Identitätszuordnung zum Teil eine Feindschaft zwischen den „Typen“ verursacht. Es wird als Ursache vermutet, dass dies an einem Mangel an Selbstreflexion und Kritik an sich selbst liegt sowie eine Tendenz, sich neurologischen und menschlichen Modellen zu unterwerfen. „Neuro-Fatalismus“ ist ebenfalls zu beobachten; die Menschen sehen dabei ihre angeborene Biologie als nicht änderbar, sie sehen sich als ein Personen-„Typ“. Die MRT-Bilder beschreiben einen Zustand, mit dem sich die Patienten identifizieren, als ihr eigenes Schicksal, das sie auch selbst erleben; es findet eine Identifikation mit der Diagnose statt. In den letzten 30 Jahren führte die Differenzierung in auch pathologische Neuro-Typen in manchen Bereichen der Gesellschaft bereits zu einer erkennbaren „Autismus-Phobie“.


Anmerkung: Wäre unsere Welt nicht so toxisch, könnte ich mir vorstellen, dass wir weniger Menschen mit diesen Phänomenen hätten!

Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und eine Rechtsverbindlichkeit kann daraus nicht abgeleitet werden. Die Angaben sollen anregen und dazu ermuntern, eventuell weitere fachbezogene Artikel zu lesen.

(Quellen: Wikipedia / Google / aus Diskussionen / EnableMe / ETH Zürich / spektrumfrau / hpb)


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