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Gibt es einen Sinn im Leben?

Autorenbild: Hanspeter BäriswylHanspeter Bäriswyl

Aktualisiert: 3. Mai 2024

Dieser Artikel regt zum Denken an. Einfach genial.

Von Gabriele Rudolph


Lebensfreude durch Sinn im Leben

Der innere Kompass, oder: Gibt es einen Sinn im Leben und wenn ja, welchen?

Ich lese immer wieder, dass es wichtig ist, einen Sinn im Leben zu haben, u a. auch um schwierige Situationen zu meistern oder von einer psychischen wie körperlichen Krankheit zu genesen.

Aber gibt es denn einen? Und wenn ja, welchen? Oder ist das sehr individuell?


Und wenn ja: woran merkst Du, dass Du einen guten Grund zu leben für Dich gefunden hast? Hier geben manche den Hinweis, man merke es daran, dass Du eine starke Motivation hast, morgens aufzustehen.

Da habe ich mich beim Lesen sofort gefragt, ob ich auch die habe. Aber um ehrlich zu sein, ich liege sehr gerne im Bett und manchmal genieße ich es unendlich, das Aufstehen hinauszuzögern, vor allem wenn mein Körper sich so wohlig, warm und geborgen fühlt.

Ja, ich kann es total geniessn, gerade mal KEINEN Grund zu haben, aufzustehen.

Heißt das, ich habe meinen Lebenssinn noch nicht gefunden? Oder muss ich vielleicht gar keinen haben, um glücklich und zufrieden zu sein? Ja, vielleicht ist das Leben selbst der Sinn?


Aber natürlich gibt es Dinge, Probleme, Fragen oder Menschen, für die ich mich begeistern kann, die mich dann plötzlich doch aus dem Bett locken.

So lerne, erforsche und verstehe ich sehr gerne Zusammenhänge vor allem im psychologisch-zwischenmenschlichen Bereich, liebe es, für meine Mitmenschen da zu sein, solange sie es nicht einfordern und ich mich dabei nicht allzu sehr unter Druck gesetzt fühle, sowie mich zu bewegen, am liebsten in der freien Natur.

Ich schätze es auch sehr, alles, was gerade ansteht, spielerisch, das heisst ohne Zeitvorgaben, unnötigen Stress oder Druck zu tun, einfach weil es mir dann mehr Freude bereitet. Zugleich ist mir die Qualität meines Schaffens wichtig, das heisst, dass ich auch wirklich zufrieden bin mit dem Ergebnis.

Dennoch: am allerliebsten bin ich einfach nur ich selbst, liebe es, mir Wissen anzueignen, das mir weiterhilft, das Leben besser zu meistern sowie neue (Lern-)Erfahrungen zu machen und alles Erworbene und Für-gut-Befundene dann sofort begeistert weiterzugeben.


Wusstest Du, dass wenn wir Dinge mit Begeisterung tun, dies auch unseren Hippocampus belebt, den Teil unseres Gehirns, der wesentliche Erinnerungen abspeichert und eine Art mentaler Akku darstellt?

Und wenn der leer ist, sind wir erschöpft und schalten gewissermaßen auf Autopilot - mit allen Vor- und Nachteilen. Das ist, wie einige Ärzte verkünden, ein echtes, aktuelles Problem der Menschheit, dass unsere Gehirne an Energie verlieren und dadurch viele Menschen sehr stereotyp, wenig kreativ, ja, destruktiv auf die kleinen und großen Hereinforderungen des Alltags reagieren.


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Ein guter Grund zu leben, lädt also diesen so elementaren Frontalhirn-Akku auf ebenso wie Spielen, das heißt Zeit, die wir unstrukturiert und ohne Druck, große Vorgaben, lehrende oder prüfende Autorität verbringen – einfach so.

Traumata, ihre Abwehr und die damit verbundenen inneren Konflikte verbrauchen übrigens auch viel mentale, emotionale und körperliche Energie. Bei einem aktiven Traum(a) ist es zudem sehr schwierig, einen Sinn zu (er)spüren und zu leben, wenn man nicht weiß, wie man es schnellstmöglich auflöst und entlädt (mehr dazu in meinem Trauma-e-Book).

Spielen hingegen ermöglicht es uns, auf freudvolle Art neue Erfahrungen zu machen, uns auszuprobieren und vor allem, zu lernen, konstruktiv mit schwierigen sozialen respektive zwischenmenschlichen Situationen umzugehen. Das geht aber nur, wenn wir uns auch Zeit zum Spielen, ebenso wie zum Reflektieren der dabei gemachten Erfahrungen zugestehen, richtig?


Und natürlich gibt uns Sinn auch Orientierung im Leben, hilft uns, die richtigen und vor allem auch nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Aber manchmal bricht auch etwas von dem weg, was uns bisher motiviert und Freude gemacht hat und wir suchen von Neuem eine Aufgabe, die unserem Leben Sinn gibt, richtig? Oder genießen es einfach, dass es gerade keinen Sinn zu geben scheint, dass wir einfach nur da sein dürfen?

Evolutionsbiologisch gesehen liegt der Sinn unseres Lebens vermutlich in der Weitergabe unserer Gene an die nächste Generation. Und wer sich nicht auf diese Art vermehren möchte oder kann, der schreibt vielleicht ein Buch, wird in anderer Weise kreativ oder sammelt Erfahrungen und gibt diese dann an andere weiter - nicht nur an die unmittelbaren Nachfolger.


Denn die Weitergabe von Erfahrungen wie z. B. wie man Tiere jagt, den Frieden wahrt, einen guten Eintopf kocht, Kinder großzieht oder Krankheiten heilt, war lange ein wesentlicher Sinn älterer Menschen sowie der Heiler und Schamanen eines Stammes.

Manche gehen auch davon aus, dass der Sinn des Lebens darin liegt, die eigenen Gaben zu entdecken und diese dann zu verschenken (soll Picasso so ähnlich gesagt haben).

Klingt für mich auch plausibel, oder?

Andere wieder sehen den Sinn ihres Lebens im Zusammensein mit oder im Dasein für andere Menschen, vor allem für ihre Lieben, aber auch für Menschen, mit denen sie nicht im Geringsten verwandt sind.

Letzteres macht für mich sehr viel Sinn, da ich mich sehr tief verbunden fühle mit allem und allen. Ich unterscheide also nicht zwischen meiner Familie oder meinen Mitmenschen im Allgemeinen. Wir sind schließlich alle irgendwie miteinander verwandt, oder?


Aber was, wenn es gar keinen Sinn gibt oder der eigentliche Sinn im Leben ist, genau das zu entdecken? Klingt das nicht sehr entspannend?

Andererseits: Warum empfinden dann manche Menschen ihr Leben als sinnlos und werden dabei deprimiert? Nun, ich gehe davon aus, dass diese Menschen nicht im Einklang sind mit sich selbst und dadurch Dinge tun, die nicht wirklich für sie stimmen respektive wahrhaftig sind, oder dass sie Dinge unterlassen, die sie von Herzen gerne tun möchten. Eine Depression kann aber auch entstehen, wenn man sich kontinuierlich überfordert, kurz: zu sehr über seine Grenzen geht, weil man innere Warnungen von Körper und Seele übergeht. Das wiederum führt dann irgendwann auch zu handfesten Krankheiten.

Und was will ein kranker Mensch normalerweise am Allermeisten? Du errätst es schon, oder? Wieder gesund werden natürlich!


Das alles zeigt uns wie wichtig es ist, nur zu tun, was auch wirklich zu uns passt, uns guttut und begeistert und dass wir auch Pausen einlegen, wenn es uns zu viel wird und dass das Sich-Ausdrücken Dessen, was uns wirklich bewegt und gerade ausmacht, absolut wesentlich ist für unser Wohlbefinden und Gedeihen.

Ja, Dr. Michael Nehls behauptet sogar „einen Sinn im Leben zu haben ist unser wichtigstes Lebenselixier und lässt uns länger leben“, ein Mangel an Lebenssinn und der damit zusammenhängende Stress hingegen sorgen für ein frühes Altern (Nehls 2020, S. 156). Klingt auch schlüssig.


Mir scheint allerdings, dass womöglich beides wahr ist, auch wenn es erst einmal paradox erscheint: dass ein Sinn wichtig ist, aber ebenso hinderlich sein kann. Denn manchmal stehe ich beschwingt auf und freue mich darauf, zu tun, was ansteht und manchmal geniesse ich es ungemein, einfach nur zu sein mit dem, was sich gerade zeigt – ohne Sinn und ohne Zweck, für nichts.

Kurz: Das spielerische Element, das Gefühl, sich zu nichts zwingen zu müssen, was nicht wirklich stimmig ist, das heiss auch die Wahrung meiner Integrität, Authentizität und Würde im Angesicht von Leistungsdenken und -druck, innerem oder äusseren Kritiker(n), Image-, Konsum-, Kontroll- und Wachstumswahn, ja, von grosser Lieblosigkeit, scheint mir tatsächlich wichtiger als alles andere.


Insofern ist, wenn es denn einen Sinn gibt, für mich der Wesentlichste die Treue mir selbst, meinen Werten, wahren Bedürfnissen und Grenzen gegenüber. Um dies zu verwirklichen, muss ich mich, Das, was ich wirklich bin und was mich manchmal davon abzuhalten scheint, ihnen treu zu bleiben, erst einmal gründlich und in der Tiefe kennen- und lieben lernen - immer wieder neu.

Und das ist, meiner Erfahrung gemäss, tatsächlich eine lebenslange Aufgabe - angesichts der immer neuen Hereinforderungen und Versuchungen des Alltags.


Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und eine Rechtsverbindlichkeit kann daraus nicht abgeleitet werden.

Der ganze Artikel ist übernommen.

(Quelle: Gabriele Rudolph, Traum(a) und Wirklichkeit, oder: Wie geht (Selbst)Liebe wirklich?, Ottersberg 2023.


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